Race-Report - DEM Rehna 2023

Luca Fischeder wiederholt trotz Mega-Crash seinen Vorjahreserfolg!

09.09.2023

Dramatik, Schreckmomente, Bestmarken und vorzeitige Meister – all das hatte „Rund um Rehna“ 2023 zu bieten. Seit fünf Jahren ist die Veranstaltung im Norden der Republik nun fester Bestandteil der Int. Deutschen Enduro Meisterschaft. Dieses Mal mutierte die Geländefahrt unweit der Ostsee-Küste zu einer echten Staub- und Hitzeschlacht. Hochsommerliche Temperaturen und Sonne satt brachten so manchen Aktiven an seine Grenzen. Zumal beide Sonderprüfungen jeweils eine Fahrtzeit um die zehn Minuten auswiesen und somit die körperliche Fitness umso mehr gefragt war.

Internationale Deutsche Enduro Meisterschaft (A-Championat)

Nicht einmal eine Viertelstunde nach dem Start ging es in den ersten Test, bei dem Luca Fischeder seiner Favoritenrolle sofort gerecht wurde und als Einziger unter zehn Minuten blieb. Ohnehin deutete sich an, dass es ein Alleingang des Sherco-Fahrers werden könnte, da sein Dauerrivale und Teamkollege Jeremy Sydow nicht am Start war. Der bisher sechsfache DEM-Saisonsieger nahm zur selben Zeit an der französischen Meisterschaft teil, gewann dort beide Tage und hat nun die allerbeste Chance, in zwei Wochen den E2-Junioren-Titel der „Grande Nation“ perfekt zu machen!

Doch im zweiten Test des Tages erlebte Luca einen Schreckmoment der ganz besonderen Art. Der amtierende Int. Deutsche Enduro Meister bekam bei einem schnellen
Bergauf-Sprung einen Kick gegen das Hinterrad, kam im Flug in extreme Vorderlage, ging unsanft über den Lenker und überschlug sich mehrfach! „Ich habe mir dabei die ganze rechte Körperhälfte geprellt und das Motorrad war auch recht demoliert. Aber glücklicherweise eher unwesentliche Sachen, wie ein abgebrochenes Koti“, so sein Fazit. Dennoch reichte es in diesem Test noch zur zweitbesten Zeit, knapp hinter Junior Pascal Sadecki, der erstmals in seiner Karriere eine Overall-Bestzeit markierte.

Danach ging der Sherco-Fahrer kein unnötiges Risiko mehr ein. „Einfach nur sicher durchfahren. Das war alles, was ich wollte“, versichert Luca Fischeder, der dennoch alle weiteren Tests für sich entscheiden und somit über den Championatssieg freuen konnte – nach 2022 seinen zweiten bei „Rund um Rehna“.

Platz zwei ging an den RuR-Gesamtsieger von 2019 Davide von Zitzewitz. Der KTM-Fahrer kommt zunehmend besser in Fahrt, was er lächelnd zu Kenntnis nahm. 46 Sekunden Rückstand auf den Tagessieger, dafür aber auch 41 Sekunden Vorsprung auf den Drittplatzierten Florian Görner, stimmten ihn äußerst positiv. „Der Abstand nach vorn und hinten war in etwa gleich. Von daher hatte ich auch einen eher unspektakulären und wenig nervenaufreibenden Tag. Am Anfang habe ich noch kleinere Änderungen am Fahrwerk vorgenommen, was sofort gefruchtet hat. Mit der Zange musste ich meine Bremsscheibe richten, da ich auf der Etappe einen großen Stein erwischt habe. Und dann war es einmal plötzlich ganz laut und ich dachte da kommt ein Traktor, bis ich merkte, das mir der dB-Killer weggeflogen ist“, berichtet der KTM-Fahrer amüsiert, der diesen erst kurz suchen musste, bevor es wieder mit normaler Lautstärke weiterging.

Florian Görner, der ebenfalls mit 44 Sekunden einen beruhigenden Vorsprung auf seinen ersten Verfolger hatte, stand zum ersten Mal auf dem Championatspodium. Ein Highlight auf das er lange hingearbeitet hatte, aber dann doch nicht die ganz große Euphorie entfachte, wie er selbst berichtet. „Für Eddi tut es mir extrem leid“, so der KTM-Fahrer mit Blick auf seinen Markenkollegen, Edward Hübner, der bereits in der SP 1 verletzt aufgeben musste. „Wir hatten viele enge Kämpfe in diesem Jahr. Aber so wollte ich mein erstes Top-Drei-Resultat nicht unbedingt einfahren“, gibt sich Florian Görner sportlich sehr fair, der sich aber dennoch angesichts seiner Leistung positiv überrascht zeigt. „Rehna gehörte in der Vergangenheit nie zu meinen Favoriten. Das es diesmal hier so gut funktionierte, erstaunt mich selbst ein wenig.“

Robert Friedrich belegte mit seiner GasGas Rang vier. Er war noch nie so weit vorn im Championat war und rang im spannenden Finish Franz Lofquist (Yamaha), Andreas Beier (Beta), Pascal Sadecki (Fantic) sowie Local-Hero Leon Thoms (KTM) nieder. Die Fünf lagen nach weit über einer Stunde Gesamtprüfungszeit innerhalb von nur sechseinhalb Sekunden! Der langjährige KTM-Fahrer Björn Feldt, der sich seit längerer Zeit nun schon aus dem aktiven Endurosport zurückgezogen hat und nur noch bei seinem Heimrennen an den Start geht, wurde starker Neunter. Rang zehn sicherte sich Kevin Nieschalk (KTM), der nur eine Woche nach seinem DEM-Comeback erneut eine tolle Vorstellung bot.
 

DEM - Klasse E1

Yanik Spachmüller fehlt weiterhin verletzt, Jeremy Sydow ist in Frankreich und dann schied auch noch Edward Hübner gleich im ersten Test mit gebrochenem Schlüsselbein aus. „Ich bin im Großen und Ganzen okay. Nur unfassbar traurig und sauer auf mich selbst, die unverhoffte Chance, dieses Jahr doch noch einmal um den E1-Titel mitfahren zu können, so weggeschmissen zu haben“, lässt der KTM-Fahrer via Kurznachricht wissen, während er schon in ärztlicher Behandlung war.

Damit war die Tür für Andreas Beier weit offen, der die Chance nutzte und seinen ersten Tagessieg auf der Beta feierte. Doch „feiern“ ist wohl nicht das richtige Wort. Mit Demut und wohlwissend, dass die Umstände besondere waren, nahm er den Sieg zur Kenntnis. „Es ist natürlich schön, ganz oben zu stehen. Insbesondere für mein Team freut es mich, die mich so intensiv unterstützen.“

Sichtlich überrascht über Rang zwei zeigte sich Kevin Nieschalk, der nach langer Verletzungspause die verbliebenen DEM-Läufe mehr oder weniger nur als Training nutzen wollte, um wieder „etwas rein zu kommen“, wie er meint. „Ich bin wirklich erstaunt, dass ich schon wieder so gut mithalten kann, das hatte ich nicht erwartet. Für mich ist es in der Klasse, wie auch im Championat meine zweitbeste Platzierung überhaupt“, strahlt der KTM-Fahrer.

Maximilian Wills (Husqvarna) wurde, wie schon in Waldkappel, Dritter und bestätigte damit seine aktuell gute Form. Platz vier ging an Beta-Fahrer Patrick Irmscher, der sich noch nie so weit vorn platzieren konnte, vor Markenkollege Maximilian Müller. Altmeister Arne Domeyer war ebenfalls am Start, hielt in den ersten beiden Runden stark mit, bevor er im ersten Test der dritten Runde stürzte und vorzeitig aufhörte.
 

DEM - Klasse E2

Tagessieg und damit der vorzeitige Titel, so lautet die Bilanz für Davide von Zitzewitz, der nach 2015, 2016, 2019 und 2020 nun zum fünften Mal Deutscher Enduro Meister der Klasse E2 ist! Ein sehr gutes Gefühl, aber der erste Titel war emotional dennoch der schönste“, gibt der KTM-Fahrer offen zu, der ansonsten mit seinem Tag überaus zufrieden war. „Viel hatte ich ja nicht zu verlieren. Ich musste nur noch rumfahren. Aber da passieren ja meist die blödesten Sachen, also habe ich auf Angriff geschaltet“, lacht der frischgebackene Meister.

Franz Lofquist aus dem schwedischen Malmö, der eine kürzere Anreise hatte als so mancher Teilnehmer aus den südlichen Regionen Deutschlands, belegte Rang zwei. Sicherlich angespornt von seiner Familie und einigen persönlichen Sponsoren aus seiner Heimat, die extra nach Rehna gereist waren, um ihn anzufeuern. „Leider hatte ich im letzten Test noch einen großen Crash, der mich in der Overall-Wertung einen Platz gekostet hat. Das war etwas ärgerlich. Aber der zweite Platz in der E2 ist natürlich super“, freut sich der Yamaha-Fahrer, der erstmals in Rehna am Start war und sich von den Tests sehr angetan zeigte.

Platz drei ging an Philipp Müller, dem Vorjahres-E2-Meister. Trotz erstem Podiumsresultat nach der langen Verletzungspause war er nicht restlos happy. „Zufrieden ja, aber nicht ganz hundertprozentig“, meint der Beta-Fahrer, angesprochen auf seine Leistung. „Ich habe mir im vorletzten Test das Knie verdreht. Von da an ist mein Vorsprung auf die Verfolger arg geschmolzen. Und das war in erster Linie Karl Weigelt (KTM), der Vierter wurde und damit weitere Punkte im E2-Vizetitelkampf gegenüber dem GasGas-Duo Paul Roßbach (Tagesrang fünf) und Nico Rambow (Tagesrang sechs) gutmachen konnte.
 

DEM - Klasse E3

Titel-Hattrick für Luca Fischeder, der über das ganze Jahr ungeschlagen blieb und in Rehna seinen achten Saisonsieg feierte! Trotz der ganzen Aufregung, rund um den eingangs bereits erwähnten heftigen Überschlag, überwog am Ende natürlich die Freude über den vorzeitig errungenen E3-Meistertitel! „Ich habe mich nach dem Sturz einfach etwas zurückgenommen, bin auf Sicherheit gefahren und habe nichts mehr riskiert“, umreißt der Sherco-Fahrer, der im Ziel von seinem Team höchst emotional mit ausgiebiger Sektdusche, großem Banner und Meistershirts empfangen wurde.

Das auch Florian Görner seinen Vize-Titel vorzeitig in trockenen Tüchern hatte, war ihm im Ziel gar nicht so recht bewusst. „Darauf habe ich ehrlicherweise gar nicht geachtet“, meint er schon fast entschuldigend, bevor auch er von seinem Team ein eigens gefertigtes „Vize-Shirt“ übergezogen bekam. Und auch der dritte Meisterschaftsrang ist schon sicher vergeben. Den holte sich Jörg Haustein, der das ganze Jahr überaus solide unterwegs war und der die Situation wenig euphorisch einschätzt. „Ehrlicherweise ist es schon ein wenig kurios. Bei uns in der Klasse haben sich so viele gute Fahrer über das Jahr verletzt und sind ausgefallen, dass es schon fast nicht wahr sein kann“, so der Beta-Fahrer mit Blick auf Robert Riedel, Tristan Hanak oder Noah Wenz. Aber es gehört auch zum Endurosport dazu, immer ins Ziel zu kommen, was ihm in Rehna als Fünfter wiederum gelang.

Rang drei ging unter tosendem Jubel an den allerorts groß angefeuerten Björn Feldt, der nur ein paar wenige Kilometer von Rehna entfernt wohnt. Der KTM-Fahrer bewies vor heimischem Publikum, dass er nichts von seinem Können eingebüßt hat. Über Platz vier, und damit persönliche Bestleistung, durfte sich Paul Diederich (KTM) freuen.
 

DEM – Junioren

Robert Friedrich triumphierte erneut und setzt sich nun im Titelrennen um weitere Zähler ab. 15 Punkte hat der Tscheche nun vor dem Saisonfinale in Zschopau Vorsprung. Doch bis der Sieg errang, musste er eine große Aufholjagd starten. „Nach der ersten Runde lag ich nur an fünfter Position, das war nicht gut“, befand der GasGas-Fahrer trocken, der dann den Hebel umlegte und zusehends Boden gutmachte. Mit einer beeindruckenden Performance schaffte er es schließlich wieder an die Spitze und im Championat sogar auf Rang vier – so weit vorn wie noch nie zuvor!

Auch Pascal Sadecki lieferte eine großartige Leistung ab. Championat Rang sieben, Platz zwei bei den Junioren. „Nicht schlecht, aber jetzt bin ich vollkommen fertig. Ich kann nicht mehr“, gesteht der Fantic-Fahrer, der komplett ausgelaugt wirkte. Kein Wunder, hatte er doch über den ganzen Tag mit Magenproblemen zu kämpfen. „Keine Ahnung, ob ich etwas Unverträgliches gegessen habe oder ob es nur die Hitze war. Jedenfalls musste ich mich über den Tag achtmal übergeben“, schüttelt der Youngster nur den Kopf, „von daher bin ich schon von meinem Ergebnis sehr überrascht.“

 

Dritter bei seinem Heimrennen wurde Leon Thoms und war damit nicht wirklich einverstanden, zumal es am Morgen noch so gut losging – erster Platz nach Runde eins. „Vom Gefühl her war ich auch den Rest des Tages schnell. Aber die Uhr zeigte leider etwas anderes. Ich habe keine wirkliche Erklärung dafür. Das Ganze regt mich jetzt schon mächtig auf“, zeigt sich der KTM-Fahrer sauer und enttäuscht. Zudem ließ er Pascal Sadecki im Gesamtklassement bis auf drei Punkte aufschließen, was ein enges Duell für das Finale verspricht.

Rang vier ging an Jeremy Nimmrich (KTM), der sich weiter stark in der Klasse etabliert. Fünfter wurde Markenkollege Felix Melnikoff, der im ersten Test Klassenbestzeit fuhr. Platz sechs sicherte sich Garry Dittmann (GasGas), der langsam aber sicher nach überstandener Verletzung zu alter Form zurückfindet.
 

DEM – Mannschaftswertung

Mit dem Ausfall von Edward Hübner riss auch die Siegesserie vom Team ADAC Sachsen - 1. Die Gunst der Stunde nutzte die Mannschaft ADAC Niedersachsen / Sachsen-Anhalt mit den Fahrern Davide von Zitzewitz, Robert Friedrich und Philipp Müller. Rang zwei ging an die zweite Garde des ADAC Sachsen (Florian Görner, Andreas Beier und Pascal Sadecki), Dritter wurde die Mannschaft des MSC Kempenich e.V., welche zum ersten Mal auf dem Podium stand und mit ihr die Fahrer Paul Diederich, Patrick Irmscher und Jörg Haustein.

DMSB Enduro Cup (B-Championat)

Fynn Hannemann ist zurück auf eins, vor Waldkappel-Sieger Niclas Leon Kallmeyer und Daniel Hänel (beide KTM). Zudem holte sich der Beta-Fahrer vorzeitig den Titel in der Jugend-Klasse. „Mein erster, richtig wichtiger Titel“, sprudelt es aus dem Youngster nur so heraus. „Es war ein großartiger Tag, zwar sehr staubig und extrem heiß, aber großartig. Ich bin mit meiner eigenen Performance mehr als zufrieden“, strahlt Fynn Hannemann, der in Kempenich seiner grandiose Saison mit dem B-Championatstitel die Krone aufsetzen möchte.