Race-Report - DEM Tucheim 2024

Vorjahressieger Jeremy Sydow setzt sich erneut durch

02.03.2024

Nun bereits zum dritten Mal in Folge startete die Int. Deutsche Enduro Meisterschaft beim MC Fiener Tucheim e.V. im ADAC. Die Organisatoren haben es wieder fertig gebracht, eine Veranstaltung mit hundert Prozent Geländeanteil zu präsentieren. Hinzu kamen drei Sonderprüfungen, die aufgrund der vorangegangenen Wetterlage etwas kürzer ausfielen als sonst. Die am meisten von der Feuchtigkeit betroffenen Abschnitte wurden bereits im Vorfeld vorsorglich herausgenommen. Dennoch gab es genügend Abschnitte, die es in sich hatten und Potenzial boten, sich gehörig festzufahren.
 

Internationale Deutsche Enduro Meisterschaft (Championat)

Vorjahressieger Jeremy Sydow wurde seiner Favoritenrolle in beeindruckender Art und Weise gerecht. Der Sherco-Fahrer startete gleich mit der Bestzeit in den Tag und auch bei den darauffolgenden Tests in Runde eins, zwei und drei wurde er immer an der obersten Stelle im Zeiten-Display notiert. Einzig im zehnten Test war Chris Gundermann schneller, während der Tagessieger im letzten Test nochmals die Top-Zeit markierte.

„Es war ein guter Tag. Ich bin wirklich glücklich, dass es so gut gelaufen ist“, so Jeremy Sydow mit einem breiten Grinsen im Gesicht, der am Ende bei knapp einer Stunde Gesamtprüfungszeit 1:23 Minute Vorsprung hatte. „Meine persönliche Zielsetzung lautete, alles zu geben, ohne aber unnötiges Risiko einzugehen. Ich wollte die Konzentration immer hoch halten und so meinen Vorsprung stetig ausbauen. Vor allem gegen Ende, als alles extrem zerfahren war, konnte ich nochmals richtig Boden gutmachen“, freut sich der 23-Jährige, der Davide von Zitzewitz und Casper Lindholm auf die Plätze zwei und drei verwies.

Auch diese beiden Herren zeigten sich angesichts ihrer Leistungen hocherfreut.  So strahlte Davide von Zitzewitz sichtlich zufrieden: „Ich bin super happy. Ein richtig guter Saison-Auftakt, wie ich ihn schon lange nicht mehr hatte. Es gab viele Momente, wo alles genau so lief, wie ich mir es vorstellte. Nur ab und an habe ich mich etwas schwer getan. Vor allem, als die Tests dann richtig kaputt gefahren waren, war ich doch etwas zu zaghaft.“

Casper Lindholm war bereits 2022 und 2023 in Tucheim am Start, doch so weit vorn wie in diesem Jahr war der Schwede bisher noch nie. Dabei begann der Tag alles andere als vielversprechend. „Im Extrem-Test-Abschnitt bin ich heftig gestürzt und habe dabei viel Zeit liegen lassen. Danach lief es aber richtig gut, ich hatte einen guten Flow und konnte mich immer weiter steigern“, freut sich der Husqvarna-Fahrer aus Mittelschweden, der meint, es sei erst das zweite Mal in diesem Jahr gewesen, das er mit Sommer-Reifen Enduro gefahren ist – sprich ohne Spikes und ohne Schnee.

Den vierten Tagesrang sicherte sich Edward Hübner, der in einem Herzschlag-Finale Chris Gundermann noch niederringen konnte. Nur 0,04 Sekunden trennten am Ende die beiden KTM-Fahrer! Mit Platz sechs gelang dem Tschechen Matyas Chlum ein vielversprechendes Debüt in der Int. Deutschen Enduro Meisterschaft.
 

DEM - Klasse E1

Jeremy Sydow legte mit einem Sieg den Grundstein für eine erfolgreiche Titelverteidigung. Über drei Minuten betrug am Ende sein Vorsprung, was erahnen lässt, dass er sich wohl im Titelkampf nur selber schlagen kann. Hinter dem Sherco-Aushängeschild landete Yanik Spachmüller auf Rang zwei. Dabei hatte der GasGas-Fahrer keinen einfachen Tag. „Test eins war okay, in Test zwei und drei war ich zu langsam. Beim Service nach der ersten Runde habe ich bemerkt, dass mein Kettenblatt verborgen war. Doch da war die Zeit schon zu knapp, es noch zu wechseln. Also habe ich versucht, so gut es ging, es wieder gerade zu biegen. So konnte ich wenigsten erst einmal weiterfahren“, berichtet der 26-Jährige, der somit erst nach der zweiten Runde die Möglichkeit hatte, Kette und Kettenblatt zu tauschen.

Platz drei ging an Maximilian Wills, der damit hochzufrieden war. „Ich bin im Sand einfach nicht zu Hause. Das ist mir alles viel zu weich“, lacht der Husqvarna-Fahrer, der vor allem gegen Ende, als alles extrem zerfahren war, so seine Probleme hatte. „Das liegt mir einfach nicht. Umso glücklicher bin ich über das Resultat. Top Drei, so kann die Saison gern weitergehen.“

Hinter den Top Drei platzierte sich auf den Positionen vier bis sechs ein internationales KTM-Trio. Angeführt von Tommie Jochems aus den Niederlanden, gefolgt von Kevin Nieschalk und dem Österreicher Marcel Schnölzer. Platz sieben belegte der E1B-Gesamtsieger des Vorjahres Fritz Hunger auf Beta.
 

DEM - Klasse E2

Diese Kategorie birgt ordentlich Zündstoff, so gut und ausgeglichen wie diese besetzt ist. Zahlreiche Positionswechsel im Gerangel um die Top-Platzierungen waren die Folge. Einzig der amtierende Meister Davide von Zitzewitz war der Konkurrenz von Beginn an immer ein Stück voraus, so dass er sich über den Tag kontinuierlich absetzen konnte. Sieg für den Titelverteidiger und damit eine klare Ansage an die Konkurrenz!

Hinter dem KTM-Fahrer ging es hingegen sehr munter zur Sache. Mal hatte Chris Gundermann die zweite Position inne, mal war es Franz Lofquist. Doch am Ende schob sich Casper Lindholm, nach starker Aufholjagd, auf Rang zwei. Einen ähnlichen Turbo zündete Edward Hübner, der am Morgen erneut mit seinem altbekannten Problem zu kämpfen hatte. „Ich komme einfach nicht in Tritt, trotz Aufwärmungen. Ich habe schon so viel probiert, aber irgendwie bekomme ich es nicht so recht in den Griff“, ärgert sich der KTM-Fahrer etwas, zumal er dann wieder bewies, je länger der Tag dauert, dass er ganz vorn mitfahren kann. „Ab der zweiten Runde hat es richtig Spaß gemacht, da war ich wieder voll drin und konnte bis zum Ende attackieren. Dass ich es sogar noch auf das Podium geschafft habe, ist natürlich super“, freut sich der am Vortag 36 gewordene Routinier, der sich damit selbst noch ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk bereitete.

Chris Gundermann nahm die knappe Niederlage sportlich. „Ohne Frage, klar hätte ich gern auf dem Podium gestanden. Aber so ist eben Motorsport. Dennoch bin ich echt zufrieden. Top Fünf, so weit vorn war ich in Tucheim noch nie. Zumal bei diesem starken und internationalen Starterfeld, dazu noch im Sand“, lacht der KTM-Fahrer, der sich schon auf die kommenden Läufe in Dahlen und Großlöbichau freut, denn da „kommen jetzt erst meine Böden, auf denen ich mich wohl fühle.“

Franz Lofquist rutschte nach starkem Beginn gegen Ende des Tages etwas zurück. Zum einen merkte der Yamaha-Fahrer auf der zunehmend ausgefahrenen Runde doch, dass er nicht ganz fit an den Start ging. „Ich habe mir eine Woche zuvor die Schulter beim Training angeschlagen“, berichtet der Schwede, der im letzten Test der dritten Runde durch einen Sturz zusätzlich Zeit einbüßte und so letztlich Fünfter wurde.

Dahinter folgte KTM-Fahrer Dietger Damiaens aus Belgien an sechster Position, gefolgt von Nico Rambow auf GasGas, der in Tucheim seinen 41. Geburtstag feierte und bewies, dass er gegenüber der jüngeren Konkurrenz weiterhin richtig gut mithalten kann. „Und es wäre sogar noch mehr drin gewesen, wenn ich mich im ersten Test nicht überschlagen hätte“, winkt der GasGas-Fahrer ab, der sich, abgesehen von diesem Missgeschick, mit seiner Leistung überaus zufrieden zeigte.
 

DEM - Klasse E3

Nach dem Abgang des amtierenden Champion Luca Fischeder, der in diesem Jahr nur sehr sporadisch in der DEM starten wird, sind die Karten vollkommen neu gemischt. Beim Saison-Auftakt waren es gleich zwei junge Tschechen, welche sich anschickten, um den Titel ein gehöriges Wörtchen mitreden zu wollen. Den Tagessieg eroberte der erst 19-jährige Matyas Chlum, der damit einen DEM-Einstand nach Maß feierte. Da er keine Championats-Punkte aus der letzten Saison vorweisen kann, musste er ziemlich weit hinten starten, was dazu führte, das er in jedem Test Fahrer überholen musste. „Das war nicht immer einfach, da diese sich ja auch nicht in Luft auflösen können. Aber ich habe immer versucht, das Beste daraus zu machen“, so der Sherco-Fahrer, dem das aber nicht immer gelang und dabei sogar dreimal stürzte. Umso erstaunlicher, dass es dennoch für Platz eins reichte. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was von dem Newcomer in dieser Saison noch so zu erwarten ist?

Jaroslav Kalny gab beim letztjährigen „Rund um Zschopau“ als E3-Klassensieger bereits seine Visitenkarte ab. Nun gelang ihm Rang zwei. „Ich hatte zwar ein paar kleine Fehler in den Tests, aber im Ganzen war es ein guter Saisoneinstand“, so der Sherco-Fahrer, der, wie auch Matyas Chlum, die komplette DEM-Saison bestreiten wird.

Das Podium machte Robert Riedel mit Rang drei komplett. Ein Resultat, mit dem er nach seiner langen Verletzungspause so nicht gerechnet hat. „Nach dem ersten Test war ich noch verhältnismäßig weit hinten. Doch dann habe ich mich gut rein gefunden. Ich war bemüht, alles rund zu fahren und die Füße so wenig wie möglich abzusetzen“, verrät der GasGas-Fahrer, der außerdem zugab, von der Fitness her noch nicht ganz dort zu sein, wo er es gern hätte. „Nach der zweiten Runde hätte ich glatt ins Auto einsteigen können, um nach Hause zu fahren“, schiebt er mit einem Lachen noch hinterher.

Beta-Fahrer Andreas Beier war in der ersten Runde ganz vorn mit dabei, rutschte dann aber von der ersten bis auf die vierte Position zurück. Rang fünf belegte Junioren-Champion Robert Friedrich auf GasGas.
 

DEM – Junioren 1

Gustav Mähler aus Schweden wiederholte seinen Vorjahressieg. Entsprechend gut gelaunt zeigte er sich am Ende des Tages und das gleich aus vielerlei Hinsicht. „Ich bin im letzten Jahr bei der Schwedischen Enduro Meisterschaft schwer gestürzt. Dabei habe ich mir das Schlüsselbein gebrochen und auch der Kiefer und die Zähne haben gehörig etwas abbekommen. Die Zwangspause war lang. Erst seit einem Monat sitze ich wieder auf dem Motorrad. Ich bin so glücklich, wieder zurück zu sein“, zeigt sich der Husqvarna-Junior sichtlich froh und erleichtert, „und jetzt hier zu sein und meinen Vorjahressieg zu wiederholen, ist natürlich doppelt schön!“

Dabei machte es ihm Leon Thoms nicht gerade einfach. Auch der KTM-Fahrer sitzt nach einer verletzungsbedingten Zwangspause erst seit einem Monat wieder auf dem Motorrad, womit er unter ähnlichen Voraussetzungen ins Rennen ging, wie sein schwedischer Kontrahent. „Es war ein schönes Duell mit Gustav, da es ja doch recht eng zuging. Von meiner Seite her bin ich echt zufrieden. Es lief gut, sogar besser als gedacht“, freut sich der KTM-Fahrer, der ohne Sturz über die Runden kam, sich allerdings in einem Test kurz festfuhr. Dazu meinte der Tageszweite nur knapp, „blöd gelaufen, aber das war wirklich mein einziger Fehler über den ganzen Tag, mit dem ich echt happy bin.“

 

Vorjahres-Vizemeister Pascal Sadecki startete mit Rang drei in die neue Saison. „Ich hatte heute wieder einmal stark mit Nackenproblemen zu kämpfen. Das ging sogar soweit, das mir übel und schwindlig wurde“, berichtet der Fantic-Fahrer, der deswegen bereits schon länger in medizinischer Behandlung ist. „Davon abgesehen war es ein solider Saisonstart. Mehr war einfach nicht drin, die beiden da vorn waren schon sehr stark unterwegs“, so seine anerkennenden Worte an die Konkurrenz.

Jeremy Nimmrich belegte nach seinem Wechsel von KTM auf Beta Rang vier. Nur vier Sekunden dahinter folgte der tschechische Husqvarna-Fahrer Zdenek Pitel auf Rang fünf. Beta-Youngster Fynn Hannemann, der Gesamtsieger des DMSB-Enduro-Cup 2023, belegte bei seinem DEM-Debüt und letzten Lauf auf der 125iger einen vielversprechenden sechsten Rang.
 

DEM – Junioren 2

Die Feuertaufe der nationalen Junioren-Kategorie, die momentan noch recht zart besetzt ist, gewann Felix Melnikoff (KTM) vor Arvid Meyer (Husqvarna) und Niclas Leon Kallmeyer (KTM). „Ich bin etwas angeschlagen, mit Halsschmerzen und Schnupfen an den Start gegangen. Leider nicht die besten Voraussetzungen. Dennoch lief es ganz gut, ich bin zufrieden, auch wenn gegen Ende die Kraft etwas nachgelassen hat“, resümiert der Premierensieger.

DEM – Mannschaftswertung

Der Titelverteidiger, die erste Mannschaft des ADAC Sachsen, mit Jeremy Sydow, Edward Hübner und Andreas Beier, holte sich den ersten Saisonsieg des Jahres. Zweiter wurde das international besetzte Team des ADAC Niedersachsen / Sachsen-Anhalt mit Davide von Zitzewitz, Franz Lofquist und Robert Friedrich. Platz drei in der Mannschaftswertung sicherte sich für den ADAC Pfalz Chris Gundermann, Nico Rambow und Fynn Hannemann.
 

DMSB Enduro Meisterschaft (B-Championat)

Lokalmatador Nic Matthias feierte seinen ersten Overall-Sieg im DEC. Schon im letzten Jahr zählte er zu den Leistungsträgern, doch zum ganz großen Wurf reichte es bis dato noch nicht ganz. „Einmal habe ich im letzten Jahr die Jugend-Klasse gewonnen, doch noch nie das B-Championat. Ich freue mich sehr, dass ich es nun geschafft habe“, so der 19-Jährige, der ziemlich in der Mitte zwischen Tucheim und Burg wohnt und sich damit in diesem Jahr noch auf ein zweites Heimrennen freuen darf.

Rang zwei belegte, mit einer reichlichen Minute Rückstand, Clemens Voigt auf Sherco. Wiederum mit etwas mehr als einer Minute dahinter platzierte sich GasGas-Fahrer Julian Almstädt auf Platz drei, der damit erstmals unter die Top Drei im B-Championat fuhr.