Race-Report - DEC-Finale Kempenich 2023

Favoriten setzten sich im Titelkampf durch!

22.10.2023

Die 71. Mittelrheinische ADAC-Geländefahrt Kempenich bildete einen würdigen Abschluss einer langen DEC-Saison. Noch einmal vier Runden mit je zwei Sonderprüfungen galt es, beim Finallauf in der Eifel zu absolvieren, wobei besonders beim technisch-anspruchsvollen Test in der Lavasand-Grube, zweifellos dem Prunkstück dieser Geländefahrt, allerhöchste Konzentration gefordert war.
 

DMSB Enduro Cup (B-Championat)

Beinahe hätte Clemens Voigt in der klassenübergreifenden B-Championatswertung ganz oben gestanden, trotz zehn Sekunden Zeitstrafe, die er sich bei der Startprüfung eingehandelt hat. Souverän spulte er von Beginn an das Pensum von vier Runden mit je zwei Prüfungen ab. Doch im letzten Test meinte es das Wetter, welches trotz schlechter Prognosen größtenteils den ganzen Tag aushielt, nicht gut mit den etwas später gestarteten Fahrern. „Im letzten Test war der Nieselregen plötzlich so stark, dass die Sicht doch sehr erschwert wurde. Ich habe ständig meine Brille freigewischt. Einmal ging es leider schief. Mir ist dabei das Vorderrad weggerutscht und ich bin gestürzt“, zeigt sich der Sherco-Fahrer, der dennoch einen starken zweiten Platz retten konnte, sichtlich enttäuscht. Zumal sein Rückstand nur 9,51 Sekunden betrug. Und wären nicht die zehn Sekunden Zeitstrafe vom Start, hätte es auch so noch zum Tagessieg gereicht.

Diesen sackte letztendlich Fynn Hannemann ein, der nach seinem bereits gewonnenen Jugend-Titel, nun auch Titel Nummer zwei, den des B-Championats, bejubeln durfte. „Es ist unglaublich, ich bin extrem happy“, bricht es aus dem 17-Jährigen heraus, der unter großem Applaus mit Sektdusche und Konfetti-Regen von seinem Team herzlichst empfangen wurde. Nachdem sich der neue Champion des DMSB Enduro Cup etwas gesammelt hatte, ließ er den Tag Revue passieren. „Mein Plan war es, nichts zu übertreiben und sicher ins Ziel zu kommen. Aber in der ersten Runde legte die Konkurrenz derartig starke Zeiten vor, während ich mich selbst leider etwas schwer tat. Diese Situation hat mich extrem angestachelt. Also habe ich mich doch voll rein gehangen und ab der zweiten Runde lief es plötzlich auch deutlich besser. Das es am Ende sogar noch zum Tagessieg gereicht hat, ist schon fast verrückt“, zeigt sich der Beta-Youngster nach dem Finale seiner ersten DEC-Saison absolut überwältigt.

Arvid Meyer wurde, mit nur weiteren 8,89 Sekunden Rückstand auf Clemens Voigt, Tagesdritter. Mit dieser Leistung sicherte sich der Husqvarna-Fahrer in der Jahres-Gesamtwertung letztendlich souverän den zweiten Platz. Marken-Kollege Niclas Leon Kallmeyer schloss die Saison als Dritter ab.

DEC - Klasse E1B

Nach einem Jahr voller Pleiten, Pech und Pannen gelang Eric Wirth ein versöhnlicher Abschluss. „Die Saison war schon verrückt. In Neiden habe ich vergessen, an der Ziel-ZK zu stempeln, in Waldkappel ist mir das Vorderrad kaputt gegangen und in Rehna bin ich auf der Motocross-Strecke bei einem Sprung schwer gestürzt. Mit drei Nullern, da kann man nicht mehr viel reißen“, so der Beta-Fahrer, der das Saisonfinale in Kempenich mit 1,56 Sekunden denkbar knapp vor Fritz Hunger gewann. Luis Winkler holte derweil als Dritter seine zweite Podiumsplatzierung in dieser Saison.

Fritz Hunger selbst konnte die knappe Niederlage gut verschmerzen, schließlich gelang ihm mit dem E1B-Titel sein bis dato größter Erfolg. „Klar wäre es schön gewesen, den Titel mit einem weiteren Sieg perfekt zu machen. Aber auch so bin ich überglücklich“, strahlt der Beta-Fahrer, der ebenfalls nicht gänzlich ohne Probleme über die Saison kam. „Gleich im ersten Test in Tucheim bin ich mit einem technischen Defekt ausgefallen. Damals war ich am Boden zerstört, habe geheult, als ich das Motorrad aus dem Tiefsand herausgeschoben habe“, gibt er rückblickend Einblicke in seine Gefühlswelt. Als Wendepunkt der Saison machte er seinen Team- und Motorrad-Wechsel sowie die Zwei-Tages-Fahrt in Uelsen aus. „Von da an habe ich wieder dran geglaubt, es tatsächlich packten zu können.“

„Vize“ wurde Sky Dombrowski (KTM), der damit seine erste Saison überaus erfolgreich zu Ende brachte, während TM-Fahrer Johann Pospiech als Dritter auf der kleinsten Stufe des Podiums stand.
 

DEC - Klasse E2B

Arvid Meier stand schon am Morgen als neuer Champion fest, da Daniel Hänel, sein einzig verbliebener Konkurrent krankheitsbedingt fehlte.„Das war schon eine komische Situation“, gibt der Husqvarna-Fahrer offen zu. „Eigentlich hatte ich mich auf ‚nur Durchfahren‘ eingestellt. Aber so konnte ich doch mehr auf Angriff gehen und attackieren. Am Anfang hat es auch ganz gut geklappt. Aber je ausgefahrener die Spuren wurden, desto schwerer habe ich mich getan. Aber gut, jetzt weiß ich, woran ich bis zum Saisonstart noch arbeiten muss.“

Rang drei in der Tageswertung belegte Robin Thelen (KTM). Zweiter wurde Julian Almstädt auf GasGas, der in der Cup-Wertung noch an Daniel Hänel (KTM) vorbeizog und sich damit den Vize-Titel sicherte.
 

DEC - Klasse E3B

Florian Geisenhofer zeigte beim Saisonfinale noch einmal eine äußerst starke Leistung. Kein Wunder, denn, „in der ersten Sonderprüfung habe ich mich wie daheim in der Kiesgrube gefühlt“, erklärt der Sherco-Fahrer. Mit Platz vier im Championat und dem Tagessieg in der E3B zeigte er sich sichtlich zufrieden, wenngleich es nicht mehr ganz reichte, um Niclas Leon Kallmeyer noch von der Tabellenspitze zu verdrängen.

Der wiederum belegte Tagesrang zwei und wahrte damit seine knappe Führung. „Ich bin froh, dass es geschafft ist. Ich bin angeschlagen ins Rennen gegangen und hatte damit mehr mit mir zu tun, als mit allem anderen“, der Husqvarna-Fahrer, der sich schon beim Ablaufen der Sonderprüfungen schlapp und krank fühlte und über den Tag nur schwer in Tritt kam.

Wie stark die beiden über die gesamte Saison unterwegs waren, beweist ein Blick auf den finalen Punktestand. Die zwei Dauerrivalen teilten sämtliche ersten und zweiten Plätze unter sich auf – und das meist mit großem Vorsprung! In Kempenich komplettierte KTM-Fahrer Tommy Kahnt als Dritter das Podium, was jedoch nicht mehr ganz reichte, um Julien Fritsch (Sherco) vom Bronzerang in der Endabrechnung zu vertreiben.
 

DEC - Jugend

Fynn Hannemann, der sich den Titel bereits in Rehna gesichert hatte, bewies einmal mehr seine ganze Klasse, wenngleich der Tagessieg (siehe B-Championat) zur äußerst engen Kiste wurde. Tagessieg für den Beta-Fahrer, vor Sherco-Youngster Clemens Voigt und Kenny Riedel. Der KTM-Fahrer schloss auch das Jahr, hinter Fynn Hannemann und Nic Matthias (KTM), der in Kempenich fehlte, als Dritter ab. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Saison und insbesondere mit dem Finale. Vor allem macht mich meine Platzierung im B-Championat stolz. Rang acht, so weit vorn war ich noch nie“, freut sich Kenny Riedel.

DEC - Senioren

Sirko Bühnemann reiste als bereits feststehender Senioren-Champion in die Eifel, wo der „Sand-Fuchs“ zu Beginn mit dem Hartboden-Terrain noch etwas auf Kriegsfuß stand. „Drei Stürze in der ersten Runde waren eindeutig zu viel des Guten. Da war der Tag eigentlich schon gelaufen“, so der Fantic-Fahrer, der sich aber zurückkämpfte und letztlich noch Zweiter wurde. Lediglich Dirk Peter war schneller. Der Vorjahres-Champion büßte alle Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung mit einem technischen Defekt in Dahlen sowie der berufsbedingten Nicht-Teilnahme in Uelsen ein. „So ist es nun einmal“, meint das KTM-Urgestein trocken, „von daher stand für mich fortan nur noch der Spaß im Vordergrund. Und den hatte ich hier in Kempenich definitiv. Der Test in der Lava-Sandgrube war wieder richtig gut!“

Auf den Positionen drei und vier reihten sich die GasGas-Fahrer Mirko Gans und Thomas Frank in der Tageswertung ein. Im DMSB Enduro-Senioren-Cup schnitten die Beiden mit Rang zwei und drei jeweils noch einen Ticken besser ab und sorgten damit in der Jahres-Wertung für ein rein sächsisch-anhaltinisches Podium.
 

DEC – Super-Senioren

Dank seines großen Punktevorsprungs musste Mario Grimm in Kempenich nicht mehr ans äußerste Limit gehen. „Ich bin es folglich etwas ruhiger angegangen, da ich ja einfach nur ins Ziel kommen musste“, begründet der KTM-Fahrer, seine eher für ihn untypisch verhaltene Fahrweise. Dennoch reichte es für ihn immer noch zu Tagesrang zwei, womit der Titel endgültig in trockenen Tüchern war. „Ich bin wirklich glücklich, es ein weiteres Mal gepackt zu haben. Es müsste jetzt mein neunter Titel bei den Senioren bzw. Super-Senioren sein“, rechnet der 57-jährige Dauerbrenner mit breitem Grinsen vor.

Der Tagessieg ging an Stefan Müller, der nach Rehna damit einen weiteren Saisonlauf feiern konnte. Ohnehin war der KTM-Fahrer der Einzige, der Mario Grimm über die komplette Saison ernsthaft Paroli bieten konnte. Tagesdritter und auch Dritter im DMSB Enduro-Super-Senioren-Cup wurde Olaf Szukat auf Beta.
 

DEC – Damen

Herzschlag-Finale zwischen Vanessa Danz und Stefanie Sonnenberg. Auf Grund der ausgewogenen, wie auch besonderen Punktekonstellation war klar, die Dame, welche Kempenich gewinnt, geht auch als Gesamtsieger hervor. Im ersten Test gelang Vanessa Danz gleich eine souveräne Bestzeit, was diese förmlich zu beflügeln schien. In den folgenden fünf Sonderprüfungen war sie jeweils die Schnellste, gewann damit letztlich souverän die Tages- wie auch Jahreswertung.

„Ich bin unheimlich glücklich“, strahlt die KTM-Fahrerin, die ihre Gefühlslage erst ordnen musste und diese als „äußerst wild“ beschrieb. „Am Morgen war ich zunächst schon etwas nervös, aber das legte sich dann. Es hat total viel Spaß gemacht, wie das ganze Jahr schon. Es war ein toller und jederzeit total fairer Kampf mit Stefanie“, lobt die frischgebackene Enduro-Damen-Cup-Titelträgerin ihre Konkurrentin, die im Ziel zu den ersten Gratulanten gehörte und das Kompliment umgehend zurückgab. „Es war eine tolle und vor allem spannende Saison. Ich glaube, so einen engen Titel-Kampf habe ich noch nie erlebt. Und dabei ging es immer äußerst fair zu. Auf den Etappen haben wir uns stellenweise gegenseitig geholfen und unterstützt, während es dann auf den Tests voll zur Sache ging“, lacht die Beta-Fahrerin, die sich über den Vize-Titel nicht weniger freute und damit ihre aktive Karriere erfolgreich beendet. Lilly Conrad (Beta) machte ihre Sache ebenfalls ausgesprochen gut. Über das gesamte Jahr punktete sie stetig, belegte in Kempenich Rang drei und konnte auch in der Cup-Wertung den Pokal für den dritten Platz in Empfang nehmen.

DEC – Mannschaftwertung

Quasi im letzten Moment entriss die Mannschaft des ADAC Sachsen dem Team ADAC Niedersachsen / Sachsen-Anhalt die Führung im DMSB Enduro-Mannschaftspokal, welche diese nahezu über die komplette Saison inne hatte. Doch die Sachsen Fritz Hunger, Niclas Leon Kallmeyer und Kenny Riedel waren an diesem Finaltag einfach nicht zu stoppen, während sich die Titelkonkurrenten Clemens Voigt, Tanja Schlosser und Jonas Maximilian Fehlig mit Rang zwei und damit auch mit Silber in der Endabrechnung begnügen mussten. Tagesrang drei ging an das Schaller Service Team in der Besetzung Eric Wirth, Johann Pospiech und Julien Fritzsch, während bei der Jahres-Ehrung ein weiteres Team des ADAC Sachsen, mit den in Kempenich angetretenen Youngstern Sky Dombrowski, Erik Schmidt und Leon Schott, den dritten Platz belegte.