Race-Report - DEM Dahlen 2023

Jeremy Sydow feiert Saisonsieg Nummer zwei

26.03.2023

„Rund um Dahlen“ hat mittlerweile Kult-Charakter, was erneut die zahlreichen Zuschauer bewiesen. Ob am Start, auf den beiden Sonderprüfungen in Dahlen und Meltewitz, den berühmt berüchtigten Schlammpassagen oder bei der Siegerehrung. Überall waren Fans, die für das richtige Flair sorgten. Einzig die legendäre Dahle-Durchfahrt blieb verwaist, da die Fluss-Überquerung aufgrund eines zu hohen Pegelstandes kurzerhand auf eineBehelfsbrücke verlegt werden musste. Alles in allem eine gelungene Geländefahrt, das Echo der Teilnehmer war überaus positiv, ebenso das Fazit des ausrichtenden MSC Dahlen e.V. im ADAC. Oder wie Fahrtleiter Martin Breitfeld formulierte. „Vom ganzen Ablauf eine der besten Veranstaltungen, die wir hier in Dahlen hatten. Was aber auch in großen Teilen auf die Disziplin aller Fahrer und Fahrerinnen zurückzuführen ist, die sich tadellos verhalten haben. Ein großes Kompliment an alle und auf ein Wiedersehen bei der 28. Ausgabe von ‚Rund um Dahlen‘.“

Internationale Deutsche Enduro Meisterschaft (A-Championat)

Das schon in Tucheim von äußerster Spannung geprägte Duell zwischen Jeremy Sydow und Luca Fischeder fand in Dahlen seine Fortsetzung. Von Beginn an drückten die beiden Sherco-Asse dem zweiten Saisonlauf ihren Stempel auf. Zunächst war Sydow am Drücker, fuhr zwei Bestzeiten und lag damit knapp an der Spitze. In Runde zwei hingegen konterte der amtierende Meister und eroberte Platz eins. Ein Sturz Sydows im zweiten Cross-Test ließ seinen Vorsprung zusätzlich anwachsen. Doch nur eine Prüfung später musste auch Fischeder zu Boden. „Eigentlich war es nur ein kleiner Sturz, der aber böse hätte enden können. Ich hatte großes Glück, dass mir das Motorrad nicht komplett den Abhang hinuntergefallen ist. Denn dort standen zahlreiche Dornenbüsche und da wieder rauszukommen wäre Wahnsinn geworden“, berichtet Luca, der zugab, dass danach sein Fahrfluss etwas abhanden gekommen war. Aber es kam noch dicker, als er sich auf der letzten Etappe in einem tiefen Schlammloch komplett fest fuhr. „Nur mit Hilfe einiger Streckenmarschalls konnte ich überhaupt weiterfahren. Die restliche Etappe bin ich im Sonderprüfungsmodus gefahren, um keine Strafminuten zu kassieren. Danach war die Kraft einfach alle, um bei den letzten beiden Tests noch einmal zu attackieren“, zeigt sich der Vorjahressieger von „Rund um Dahlen“ enttäuscht, auch dass er sich diesmal mit dem zweiten Rang begnügen musste.

Dafür jubelte Jeremy Sydow, der nun bereits seinen zweiten Saisonsieg feiern konnte, umso mehr. „In Tucheim gewonnen und jetzt hier in Dahlen. Ich bin einfach nur total glücklich“, strahlt der 22-Jährige im Ziel, für den es der erste Auftritt in der Heidestadt überhaupt war. „Das Rennen hat sehr viel Spaß gemacht, die Fans waren großartig. Durch die zahlreichen Schlammlöcher habe ich meist eine gute Spur erwischt und in den Sonderprüfungen, bis auf den einen Sturz, gab es auch keinerlei Probleme. Es war ein langer und nervenaufreibender Tag, da es immer sehr eng zwischen uns zuging“, bilanziert der Sherco-Fahrer abschließend.

Komplettiert wurde das Podest von Kryštof Kouble, der wie schon im Vorjahr „Rund um Dahlen“ als Dritter beendete. Der tschechische Husqvarna-Fahrer zeigte sich von der Geländefahrt erneut sehr angetan. „Mir hat es dieses Jahr sogar noch besser gefallen. Es war ein wirklich gutes Training für die WM-Saison. Es hat Spaß gemacht und mit dem Ergebnis bin ich zufrieden“, so der ehemalige Overall-Europameister, der mit einem Augenzwinkern noch hinzufügt, „für mich war es stellenweise kein Enduro, sondern eher Motocross, da ich in den Tests oft langsamere Fahrer überholen musste.“

Vierter wurde Casper Lindholm aus Schweden vor dem glänzend aufgelegten Florian Görner. Um Rang sechs lieferten sich die beiden mehrfachen Deutschen Enduro Meister Davide von Zitzewitz und Edward Hübner ein enges Duell, welches der Norddeutsche knapp für sich entscheiden konnte.

DEM - Klasse E1

Natürlich! Wenn man das Championat gewinnt, steht man auch in der Klassentageswertung ganz oben. Am Ende hatte Jeremy Sydow satte drei Minuten Vorsprung auf den zweitplatzierten Edward Hübner, der etwas mit seinem Tag haderte. „Ich habe mir gleich im ersten Test meinen Fuß angeschlagen. Damit war der Tag eigentlich so gut wie gelaufen“, ärgert sich der KTM-Fahrer, der mit einer Portion Humor noch anfügt, „wenn man dann im Test noch vom nachfolgenden Fahrer eingeholt wird, ist das ein echter Karrieretiefpunkt.“ Dennoch fällt sein finales Fazit ganz versöhnlich aus. „Es war zwar nicht ganz das, was ich mir vorgenommen hatte. Aber im Großen und Ganzen war es okay.“

Dritter wurde Yanik Spachmüller, der sich am Morgen auch noch sichtlich schwer tat, dann aber immer besser in seinen Rhythmus fand. „Naja, was soll ich dazu großartig sagen“, zuckt der GasGas-Fahrer in seiner gewohnt ruhigen Art mit den Schultern. „Der Anfang war sehr bescheiden. Zum Glück konnte ich mich steigern und noch einige Positionen gutmachen.“ Zudem plagte er sich mit Schmerzen im rechten Handgelenk herum. „Keine Ahnung, wo die so recht herkommen, die habe ich schon seit ein paar Tagen“, zeigt sich der Deutsche Meister von 2021 etwas ratlos.

Andreas Beier konnte sein starkes Ergebnis von Tucheim nicht wiederholen, wenngleich er ähnlich gut in den Tag startete. Doch im Enduro-Test der zweiten Runde stürzte er heftig und mit gravierenden Folgen. Dickes, schmerzendes Knie, dazu eine kaputte Knie-Orthese und leichte Blessuren am Motorrad. „Ich musste die Schäden am nächsten Service-Punkt erst einmal beheben. Vor allem die Knie-Orthese musste repariert werden, denn so hätte ich nicht weiterfahren können. Ich habe die Zeit voll ausgereizt, was leider minimal zu viel des Guten war“,  ärgert sich der Beta-Fahrer, der die Zeitkontrolle eine Sekunde zu spät erreichte und dadurch eine Strafminute kassierte.  Fünfter wurde Maximilian Wills auf Husqvarna, der noch eine paar Tage zuvor mit einer hartnäckigen Erkältung zu kämpfen hatte Platz sechs ging an Patrick Irmscher (Beta).
 

DEM - Klasse E2

Hier sah es zwischenzeitlich danach aus, als würden die Podestplätze ausnahmslos an die ausländischen Gaststarter gehen. Doch dank eines fulminanten Endspurts machte Davide von Zitzewitz Boden gut und belegte Rang drei. Glücklich, aber auch komplett fertig, zeigte er sich dann bei der Zielankunft. „Ich mag nicht mehr. Es war anstrengend, ich bin total kaputt“, gesteht der KTM-Fahrer, der sich ebenfalls mit einer deftigen Erkältung herumplagte. „Seit kurz nach Tucheim geht das schon so, es ist zum Verrückt werden.“

So ähnlich, aber eher auf seine Leistung bezogen, äußerte sich Chris Gundermann, der den vierten Tagesrang belegte und nach den ersten drei Tests sogar an erster Stelle lag. „Gut angefangen, dann stark nachgelassen“, runzelt er die Stirn. „In der zweiten Runde hatte ich einen Sturz, der mich ein wenig aus dem Konzept gebracht hat. Ich war zu aggressiv, wollte einfach zu viel und dann war es auch schon passiert. Danach war der Fluss raus. Schade, da ich Dahlen eigentlich sehr mag und hier immer gut zurechtkomme“, bedauert der KTM-Fahrer.

Der Tagessieg ging an Kryštof Kouble. Platz zwei sicherte sich Casper Lindholm, der nach der ersten Runde in Führung lag, aber im zweiten Enduro-Test im Steinfeld stürzte und dabei viel Zeit verlor. „Um ganz vorn zu landen, waren es leider ein paar Fehler zu viel. Aber es hat viel Spaß gemacht, wenngleich der Tag echt lang und ermüdend war“, so der schwedische Husqvarna-Fahrer.

Um ein Haar hätte ein weiterer Schwede auf dem Podium gestanden. Doch im letzten Test büßte Oskar Ljungström alle Chancen ein. Der Beta-Fahrer ging gesundheitlich etwas angeschlagen an den Start und verausgabte sich über den Tag dermaßen, dass sein Magen gegen Ende komplett verrücktspielte. Mit Müh und Not rettete er schließlich Rang acht ins Ziel. Somit profitierten Benjamin Meusel (KTM), der nach seinem technischen Ausfall in Tucheim diesmal guter Fünfter wurde sowie der sechstplatzierte Franz Lofquist (Yamaha) aus Schweden und GasGas-Fahrer Paul Roßbach auf Rang sieben.
 

DEM - Klasse E3

Luca Fischeder fuhr souverän seinen zweiten Saisonsieg ein. Über zweieinhalb Minuten betrug der Vorsprung des Sherco-Fahrers auf seinen ersten Verfolger, in diesem Fall Florian Görner, der sich über sein Abschneiden äußerst zufrieden zeigte. „Ich bin total happy. Für mich ist es super gelaufen. Ich bin mit der Strecke richtig gut klar gekommen, hatte keine Stürze oder größere Fehler. Ich denke, das war schon das Optimale, was ich herausholen konnte“, urteilt der KTM-Fahrer vor allem mit Blick auf das Championatsergebnis.

Weniger zufrieden war Robert Riedel, der unglücklich zwei Strafminuten kassierte. „Dumm gelaufen“, möchte er das Ganze schnell abhaken. Dennoch reichte es für ihn zu Rang drei, so dass er bei der Siegerehrung schnell sein Lächeln wiederfand. „In der Meisterschaft ist zum Glück nicht viel passiert, nur eben für das Championat ist es schade“, bedauert der GasGas-Fahrer.

Husqvarna-Fahrer Noah Wenz musste sich erneut mit dem undankbaren vierten Platz begnügen. Die Top Fünf komplettierte Routinier Jörg Haustein auf Beta, Sechster wurde Martin Kradorf (KTM). Tristan Hanak, der in Tucheim so spektakulär unterwegs war, musste seine KTM mit kaputtem Radlager bereits frühzeitig abstellen.
 

DEM – Junioren

In der Nachwuchs-Klasse der DEM präsentierte sich das Feld, im Gegensatz zum Lauf in Tucheim, bunt durchgemischt. Auftakt-Sieger Gustav Mähler aus Schweden war nicht am Start und Leon Thoms musste sich diesmal mit dem vierten Platz begnügen. Einzig Lane Heims stand abermals als Dritter auch in Dahlen wieder auf dem Podium.

Schneller waren an diesem Tag einzig Robert Friedrich und Pascal Sadecki. Beide boten sich einen spannenden Kampf um den Tagessieg, den der tschechische GasGas-Fahrer mit deutscher Lizenz letztendlich für sich entscheiden konnte. „Ganz oben zu stehen ist immer schön, von daher bin zufrieden“, so die knappe Aussage von einem sichtlich frohen Robert Friedrich.

Allerdings hatte er auch etwas Glück, da Pascal Sadecki am Ende nicht mehr attackieren konnte, sondern eher nur noch auf schadloses Ankommen bedacht war. „Leider verließ mich im letzten Enduro-Test meine Vorderradbremse. Da es gleich nahtlos weiter zum Cross-Test ging, hatte ich nicht genügend Zeit, diese zu wechseln. So musste ich die letzten beiden Tests eben ohne auskommen“, bedauert der Fantic-Fahrer, der dennoch viel Positives aus Dahlen mitnimmt. „Um ehrlich zu sein, hätte ich nach meiner Leistung in Tucheim niemals erwartet, hier um den Sieg mitfahren zu können. Das motiviert mich für die kommenden Läufe ungemein“, so der Youngster abschließend, der im Vorjahr noch im DMSB Enduro-Cup unterwegs war, wie auch Jeremy Nimmrich, der guter Fünfter wurde.

DEM – Mannschaftswertung

Erneut setzte sich das Team ADAC Sachsen mit Jeremy Sydow, Luca Fischeder und Edward Hübner überlegen durch. Achteinhalb Minuten betrug ihr Vorsprung auf die zweitplatzierte Mannschaft ADAC Pfalz mit Paul Roßbach, Chris Gundermann und Benjamin Meusel. Auf dem dritten Platz landete, wie bereits beim Saison-Auftakt, das zweite Team des ADAC Sachsen mit Andreas Beier, Florian Görner und Pascal Sadecki.
 

DMSB Enduro Cup (B-Championat)

Im DMSB-Enduro-Cup war Fynn Hannemann erneut der Schnellste des Tages. Dabei verwies er, wie schon in Tucheim, Clemens Voigt (Sherco) und Oliver Otte (KTM) auf die Plätze. „Diesmal haben wir es aber deutlich spannender gemacht“, lacht der Tagessieger aufgrund der wesentlich engeren Zeitunterschiede, als noch beim Auftakt vor drei Wochen. „Von daher bin ich umso glücklicher, dass es wieder mit dem Tagessieg geklappt hat“, so der Beta-Fahrer abschließend.