Race-Report - DEM Dahlen 2024

Jeremy Sydow mit weiterer Gala-Vorstellung

17.03.2024

„Rund um Dahlen“, meist Ende März, dieses Jahr jedoch etwas eher, ist seit Jahren eine feste Größe in der Int. Deutschen Enduro Meisterschaft. Auch in diesem Jahr war der Enduro-Klassiker des MSC Dahlen e.V. im ADAC gut besucht. Zahlreiche Zuschauer pilgerten an die Sonderprüfungen in Meltewitz und Dahlen sowie an die verschiedenen Schlamm-Passagen und die legendäre Fluss-Querung durch die Dahle.
 

Internationale Deutsche Enduro Meisterschaft (A-Championat)

Sherco-Ass Jeremy Sydow bleibt das Maß aller Dinge. Bestzeit in jeder einzelnen, der insgesamt acht Sonderprüfungen unterstreichen seine derzeitige Ausnahmestellung. Entsprechend positiv bewertete er seinen Tag: „Was gibt es groß zu erzählen? Alles lief perfekt. Lediglich im Cross-Test hatte ich einen kleinen Rutscher, aber trotzdem reichte es zur Bestzeit. Die Veranstaltung hat mir echt Spaß gemacht und die Stimmung an der Strecke war wieder super“, freut sich der Tagessieger, der eindrucksvolle 1:33 Minuten auf den Zweitplatzierten Albin Norrbin hatte, der ebenfalls als Mitfavorit auf den Tageserfolg gehandelt wurde. „Ehrlicherweise hätte ich nicht gedacht, dass ich so einen großen Vorsprung auf Albin herausfahren konnte“, staunt Jeremy Sydow selbst ein wenig, der den Schweden aus der Weltmeisterschaft gut kennt und sich dort mit diesem schon das ein oder andere heiße Duell geliefert hat.

Albin Norrbin selbst, nahm es sportlich. Für ihn ging es ehrlicherweise um nichts. Ohne großen Druck, dafür mit umso mehr Spaß nahm er sein erstes „Rund um Dahlen“ in Angriff. Das Vorbereitungsrennen auf die EnduroGP-Weltmeisterschaft, wie er selbst sagte, verlief für ihn zufriedenstellend. „Es war ein langer Tag, aber es hat mir hier gut gefallen. Mit meiner Leistung bin ich nicht ganz so glücklich. Ich konnte zwar gute Linien fahren, aber der Speed fehlte leider etwas“, so der Fantic-Werksfahrer, dem man aber zu Gute halten muss, dass er in den Tests hin und wieder auf langsamere Fahrer auflief und diese, in den teils engen Waldpassagen, nur schwer überholen konnte. „Das war manchmal etwas kompliziert, aber definitiv nicht der Grund, weswegen es nicht mit dem Sieg geklappt hat“, so seine realistische, wie faire Einschätzung.

„Endlich mal wieder Top Drei“, jubelt Chris Gundermann, der im letzten Test Davide von Zitzewitz noch vom dritten Rang verdrängen konnte. 0,65 Sekunden machten letztlich den Unterschied. „Es ging den ganzen Tag äußerst eng zwischen uns beiden zur Sache. Im Enduro-Test war ich immer leicht vorn, im Cross-Test Davide. Dort hatte ich wiederholt ein paar Situationen, bei denen ich hinterher dachte, dass hätte ich etwas anders fahren können. So habe ich mich über den Tag immer weiter herangetastet, bis dann die letzte Prüfung so ziemlich fast perfekt war“, freut sich der Thüringer.

Hinter dem KTM-Duo Chris Gundermann und Davide von Zitzewitz belegte Matyas Chlum Rang fünf. Damit unterstrich der tschechische Sherco-Fahrer seine starke Leistung von Tucheim, wenngleich er meint: „Top Drei wäre noch schöner, als nur Top Fünf“. Mit gerade einmal elf Sekunden Rückstand auf den dritten Podestplatz eine durchaus realistische Zielsetzung für die kommenden Läufe.
 

DEM - Klasse E1

Hinter Klassenprimus Jeremy Sydow, der die Tageswertung mit sagenhaften 3:10 Minuten Vorsprung gewann, etablierte sich Yanik Spachmüller als die klar zweitstärkste Kraft. Der GasGas-Fahrer fuhr in allen Tests jeweils die zweitbeste Zeit, so dass er die restlichen Konkurrenten nicht weniger souverän auf Distanz halten konnte. „Es lief im Großen und Ganzen zufriedenstellend. Es begann recht gut, aber in der dritten Runde bekam ich ein paar Probleme mit meinen Armen. Der harte Boden war schon sehr herausfordernd. Zum Glück konnte ich mich in der letzten Runde wieder gut fangen“, so das Fazit des GasGas-Fahrers.

Maximilian Wills war einfach nur froh, nach diesem langen und anstrengenden Tag gut ins Ziel gekommen zu sein. Denn nur wenige Tage zuvor, erwischte ihn eine kräftige Erkältung. „Pünktlich zu Dahlen, wie schon im Vorjahr“, ließ er mit etwas Galgenhumor wissen, „von daher war es recht gut. In der ersten Runde hatte ich noch arg mit den Steinen und dem harten Boden im Enduro-Test zu kämpfen. Ein paar geänderte Einstellungen am Fahrwerk brachten den gewünschten Effekt und ich fühlte mich von da an deutlich wohler“, so der Husqvarna-Fahrer, der sich über Rang drei freuen konnte.

Vierter wurde Kevin Nieschalk (KTM), der bekundet: „Ich bin noch nicht ganz da, wo ich gern hinmöchte. Doch es war schon ein ganzes Stück besser, als noch zuletzt in Tucheim. Von daher bin ich nicht unzufrieden.“ Platz fünf ging an den Österreicher Marcel Schnölzer, Rang sechs an Tobias Opitz – beide auf KTM unterwegs.
 

DEM - Klasse E2

Das Duell zwischen Chris Gundermann und Davide von Zitzewitz fand schon eingangs Erwähnung. Die beiden KTM-Fahrer fighteten nicht nur um den dritten Championatsrang, sondern auch um den E2-Tagessieg. Den ersten Enduro-Test schloss Gundermann als Schnellster ab. Doch schon im darauffolgenden Cross-Test konterte der amtierende E2-Meister und setzte sich an die Spitze. Keiner der beiden ließ locker, so dass der letzte Test zwangsläufig die Entscheidung bringen musste. Hier behielt Chris Gundermann die Nerven, ging tatsächlich noch an seinem Kontrahenten vorbei und feierte seinen zweiten DEM-Klassensieg nach Rüdersdorf 2022.

Nur winzige 0,65 Sekunden war Davide von Zitzewitz langsamer, nahm die knappe Niederlage aber relativ entspannt hin. „Ich würde lügen, wenn ich jetzt sage, es wurmt mich überhaupt nicht. Aber das ist der Sport. Ich hatte letztes Jahr in Uelsen Glück, wo Benjamin Meusel den ganzen Tag führte, aber im letzten Test stürzte. Ich hatte zu ‚Rund um Zschopau‘ Glück, als Franz Lofquist in der letzten Prüfung Probleme mit dem Motorrad bekam. In beiden Fällen konnte ich den Tagessieg holen. Dieses Mal lief es nun einmal gegen mich“, so der KTM-Fahrer, der diesen Umstand aber auch als Motivation ansieht und mit einem Lachen verrät, „es stachelt mich schon an, ich bin heiß auf die nächsten Duelle.“

Das Podium komplettierte Franz Lofquist, der sich auf einem guten Weg sieht. „In Tucheim hatte ich noch arge Probleme mit meiner verletzten Schulter. Hier in Dahlen lief es hingegen schon deutlich besser. Zwar hatte ich noch ein wenig Schmerzen, aber es war okay“, so der Schwede, der meinte, „mehr wie Rang drei wäre wahrscheinlich ohnehin nicht drin gewesen, denn Chris und Davide waren einfach sehr stark unterwegs.“ Zudem verriet der Yamaha-Fahrer noch mit einem Augenzwinkern, was ihn am meisten nervös machte: „Ganz klar, die Dahle-Durchfahrt. Die sind wir im letzten Jahr, als ich das erste Mal dabei war, nicht gefahren. Ich konnte somit weder die Strömung, noch den Untergrund einschätzen. Aber als ich die erste Durchfahrt gut gemeistert hatte, war es dann immer recht spaßig.“

Von Spaß wollte Edward Hübner hingegen nichts wissen. „Es war ein gebrauchter Tag. Gleich im ersten Cross-Test hatte ich einen Überschlag. Eine kaputte Gabel bremste mich ein. Von den Zeiten her ging auch nicht viel. Und so richtig Freude am Fahren hatte ich auch nicht. Kurzum, ein ernüchternder Tag“, so der KTM-Fahrer, der sich letztendlich mit Rang vier, vor Emil Löfquist (Yamaha) und Phillip Müller (Beta) begnügen musste.
 

DEM - Klasse E3

Wenn es schon nicht im Championat für das oberste Treppchen gereicht hat, dann zumindest in der Klassen-Wertung. Albin Norrbin setzte sich mit acht Bestzeiten und einer knappen Minuten Vorsprung durch. Hinter dem Youth-Weltmeister von 2021 und J2-Junioren-Weltcup-Sieger 2023 belegte Matyas Chlum Rang zwei. Der Tscheche war in erster Linie froh, dass er in den Tests keine langsameren Fahrer überholen musste, wie noch zuletzt in Tucheim, als er in der Startreihenfolge ganz am Ende stand. „Das war schon deutlich angenehmer. Ich konnte mich so ausschließlich auf die Strecke fokussieren. Mit meiner Leistung bin ich zufrieden, es war ein gutes Rennen für mich“, so der Sherco-Youngster.

Für das rein international besetzte Podium sorgte Jaroslav Kalny, ebenfalls aus Tschechien und ebenfalls auf Sherco unterwegs. Der Drittplatzierte fasste seinen Tag wie folgt zusammen: „Ich bin nicht ganz zufrieden. Die Zeitabstände nach vorn sind doch schon etwas zu groß für meinen Geschmack. Der Enduro-Test war mir zu extrem kaputt gefahren, der machte mir keinen Spaß. Zudem hatte ich noch einen heftigen Crash, bei dem zum Glück nichts weiter passiert ist.“

Robert Riedel auf GasGas belegte den vierten Platz, Marken-Kollege Robert Friedrich wurde Fünfter, der eine katastrophale erste Runde erwischte, sich aber wieder etwas nach vorn kämpfte. Daniel Mörbe (KTM) wurde guter Sechster, während Andreas Beier verletzungsbedingt vorzeitig aufgeben musste. Gleich im ersten Test verdrehte sich der Beta-Fahrer ohne großen äußeren Einfluss die Hand derartig, dass diese gleich gehörig anschwoll und bandagiert werden musste.
 

DEM – Junioren 1

Nach Rang zwei in Tucheim folgte nun für Leon Thoms der erste Saisonsieg. Der KTM-Fahrer lieferte über den langen und kräftezehrenden Tag die solideste Leistung von allen ab. In der ersten Runde nach eigenem Bekunden „noch etwas steif“, präsentierte sich der großgewachsene Junior deutlich agiler, was sich in Form von Bestzeiten widerspiegelte. „Ich habe ab der zweiten Runde einen wirklich guten Rhythmus gefunden, blieb fehlerfrei und fokussiert.“ Auf Zeiten und Platzierungen habe er nicht geschaut. „Erst vor der letzten Runde haben mir meine Betreuer mitgeteilt, dass ich in der Klasse an erster Stelle und auch im Championat unter den besten Zehn liege. Da war ich dann doch etwas nervös geworden und prompt sind mir im Enduro-Test zwei blöde Fehler unterlaufen. Es wäre wohl besser gewesen, sie hätten mir nichts gesagt“, kann sich Leon Thoms ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Fynn Hannemann konnte zwischenzeitlich gut Paroli bieten, konzentrierte sich dann aber darauf, seinen zweiten Platz sicher nach Hause zu bringen. Was für ein Erfolg für den Beta-Fahrer, der noch im letzten Jahr im DMSB-Enduro-Cup unterwegs war! „Ich bin mega glücklich und zufrieden“, sprudelt es aus ihm heraus, „mein erstes Rennen auf der 250iger. Ich hatte insgeheim gehofft, es auf das Podium zu schaffen. Das es sogar der zweite Platz geworden ist, ist höchsterfreulich. Aber ich bin nach diesem langen Tag auch total platt und meine Hände sind wie tot“, so seine ehrlichen Worte.

Rang drei ging an Zdenek Pitel, der sich angesichts dieses Resultats sehr zufrieden zeigte. „Ich bin happy damit, vor allem, da die Konkurrenz auch echt stark war. Wir hatten einige gute Fights. Mein Tag selbst lief bis auf einen Crash recht ordentlich. Die zunehmend ausgefahrene Strecke hat mir allerdings nicht so gefallen, da fiel es mir schwer, den Speed konstant hochzuhalten“, so der tschechische Husqvarna-Fahrer über seinen Tag.

 

Lane Heims (GasGas) wurde Vierter. Nur 2,6 Sekunden dahinter folgte Pascal Sadecki an fünfter Stelle, der seine Fantic beim Start nicht in der vorgeschriebenen Zeit zum Laufen brachte und so zehn Strafsekunden kassierte, die ihm letztlich eine Position im Tagesranking kostete.
 

DEM – Junioren 2

Wie schon beim Saison-Auftakt stand Felix Melnikoff ganz oben auf dem Podest. Angesichts dessen war die Laune des KTM-Youngsters erstaunlich gedämpft. „Es war nicht mein Tag. Der Anfang war zwar gut, aber ich habe mich extrem schwer getan, meinen Rhythmus zu halten. Dann ging mir auch noch die Gabel kaputt, die ließ Öl und wurde dadurch zunehmend steifer, was auf dem Hartboden auch kein Vergnügen war.“

Husqvarna-Fahrer Arvid Meyer wiederholte seinen zweiten Rang vom Auftakt, während Louis Richter (GasGas), der in diesem Jahr erstmals dabei war, Dritter wurde.
 

DEM – Mannschaftswertung

Die noch in Tucheim siegreiche Mannschaft des ADAC Sachsen platzte durch den Ausfall von Andreas Beier und wurde so nur an zehnter Stelle notiert. Der Sieg ging an das Team ADAC Niedersachsen / Sachsen-Anhalt mit der internationalen Besetzung Davide von Zitzewitz, dem Schweden Franz Lofquist und Robert Friedrich aus der Tschechischen Republik. Rang zwei sicherte sich das ADAC-Pfalz-Trio mit Fynn Hannemann, Chris Gundermann und Nico Rambow. Rang drei ging an die zweite Mannschaft des ADAC Sachsen in der Besetzung Kevin Nieschalk, Karl Weigelt und Pascal Sadecki.

 

DMSB Enduro Meisterschaft (B-Championat)

124 Fahrer und mit Tanja Schlosser auch einer Fahrerin gingen in dieser Wertung an den Start. 110 Teilnehmer erreichten das Ziel, aber nur zwei kämpften um den Tagessieg. Die beiden KTM-Fahrer Nic Matthias und Paul-Erik Huster lieferten sich ein enges und nervenaufreibendes Duell an der Spitze, was letztlich der Auftakt-Sieger mit 1,96 Sekunden Vorsprung knapp für sich entscheiden konnte. Mathias Nic zu seinem Erfolg: „Das hier sind überhaupt nicht meine Böden. Der erste Test war richtig schlimm. Zum Glück konnte ich noch relativ gut meinen Rhythmus finden und den Sieg einfahren. Von daher bin ich echt zufrieden. Mein Ziel ist, jeden Lauf zu gewinnen, mal sehen ob das klappt.“

Da dürfte in erster Linie Paul-Erik Huster etwas dagegen haben, der um ein Haar schon beim zweiten Saisonlauf seinem Rivalen diese Zielsetzung vermasselt hätte. „Es lief eigentlich alles super, bis auf den zweiten Test, denn da ging meine Hinterradbremse nicht“, berichtet der Zweitplazierte, der ohne diesen Defekt vielleicht sogar gewonnen hätte? Das Podium komplettierte Kenny Riedel (KTM), der sich mächtig freute, es erstmals unter die Top Drei des B-Championats geschafft zu haben.