Race-Report - DEM Burg 2022

Jeremy Sydow und Luca Fischeder teilen sich die Championatssiege

01.-02.10.2022

Es war ausreichend Spannung und Dramatik bei der 27. Int. ADAC-Geländefahrt Burg geboten. Während einige Fahrer ihre Favoritenstellung untermauerten, mussten andere potentielle Titelkandidaten ihre Hoffnungen auf den großen Erfolg schon jetzt begraben. Die Strecke samt Sonderprüfungen erwies sich als zunehmend anspruchsvoller, je länger das Wochenende dauerte. Tiefe Rinnen und komplett zerfahrene Passagen brachten die Aktiven an ihre Grenzen. Zudem sorgte teils heftiger Regen am ersten Fahrtag für zusätzliche Würze. Viel Lob von Seiten der Fahrer gab es für den neuen Enduro-Test im Waldgebiet der Krähenberge. Hier ging es flott um die Bäume herum. „Die Prüfung technisch anspruchsvoll, aber dennoch flüssig gesteckt. Die hat einfach nur riesig Spaß gemacht“, bringt es beispielsweise Milan Schmüser auf den Punkt, der an beiden Tagen die Junioren-Klasse überlegen gewinnen konnte.
 

Internationale Deutsche Enduro Meisterschaft (Championat)

Der erste Tag begann gleich mit einer Bestzeit von Jeremy Sydow und was lediglich ein Vorgeschmack war, auf das, was der Sherco-Fahrer an diesem Tag noch abliefern sollte. Der 22-Jährige beeindruckte mit einer Bestzeit nach der anderen, so dass er über den Tag 28 Sekunden Vorsprung auf seinen routinierten Team-Kollegen Luca Fischeder herausfahren konnte. „Ich bin einfach überall fehlerfrei durchgekommen und hatte einen wirklich guten Fluss“, strahlt der Tagessieger sichtlich zufrieden. „Erstaunlicherweise bin ich in dem langen Enduro-Test am besten klar gekommen, das hatte ich nicht so erwartet. Doch der hat mir total viel Spaß gemacht. Vor allem, als alles durch den Regen noch etwas anspruchsvoller und technischer wurde. Das liegt mir einfach.“

Luca Fischeder, noch überlegener Sieger bei „Rund um Rehna“, war nicht wirklich zufrieden mit seiner Leistung. „Es begann schon im ersten Test, als ich gestürzt bin und dabei voll mit dem rechten Arm eingeschlagen bin.“ Die sichtbare Schwellung knapp über dem Handgelenk verursachte zwar Schmerzen, doch der Sherco-Fahrer schaltete dennoch schnell wieder auf Angriff. „Doch es war zu viel des Guten. Im dritten Test der ersten Runde habe ich wieder gelegen und im ersten Test der zweiten Runde bin ich in einer Wasserlache ausgerutscht und gestürzt. Ich war klatschnass und mit meinen Handschuhen konnte ich kaum noch den Lenker festhalten. Da habe ich beschlossen, es etwas ruhiger für den Rest des Tages angehen zu lassen“, so der 23-Jährige.

Platz drei ging an Tilman Krause, der auch nicht ohne Probleme über die Runden kam. „Ich bin mit dem Arm an einem Baum hängengeblieben, das war extrem schmerzhaft“, verzerrt der KTM-Fahrer das Gesicht, der aber trotzdem mit seiner Leistung zufrieden war. Platz vier belegte Edward Hübner, der sich über den Tag immer weiter nach vorn arbeitete und im letzten Test sogar noch Tristan Hanak überholen konnte, welcher letztlich mit Rang fünf Vorlieb nehmen musste, was dennoch sein bestes Championatsergebnis bedeutet.

Am zweiten Tag präsentierte sich Luca Fischeder wie ausgewechselt. Der Sherco-Fahrer legte eine derartige Dominanz an den Tag, wie Jeremy Sydow 24 Stunden zuvor. „Es war ein absolut perfekter Tag, kein Vergleich zu gestern“, strahlt der 23-Jährige über das ganze Gesicht. Doch warum hat heute plötzlich alles gepasst? „Ich bin es ruhiger angegangen“, erklärt der Gesamtsieger, „gestern wollte ich einfach zu viel und das ging schief. Heute habe ich kühlen Kopf bewahrt, bin überlegter gefahren, hatte keinerlei Stürze. Und als im allerersten Test die Bestzeit heraussprang, hat das natürlich gleich zusätzliche Sicherheit gegeben. Läuft die erste Prüfung, dann läuft auch meist der ganze Tag.“

„Ich bin nicht ganz zufrieden“, erklärt Jeremy Sydow, der als Zweiter dennoch eine erneut starke Leistung ablieferte, „heute erging es mir, wie Luca gestern. Zu viele Fehler, zu viele Bodenkontakte. Es waren jetzt keine schlimmen Stürze, aber dennoch hat es Zeit gekostet“, so der Sherco-Fahrer. Das Podest komplettierte Edward Hübner, der damit erstmalig in diesem Jahr den Sprung unter die Top Drei im Championat schaffte. „Ich bin glücklich über meine Leistung, es war ein guter Tag“, so der KTM-Fahrer, der im letzten Test noch einen Schreckmoment überstehen musste. „Ich bin gestürzt und habe mich dabei mit dem Stiefel unglücklich am Motorrad verfangen. Da dachte ich schon, jetzt ist es vorbei. Doch als es endlich weiterging habe ich noch einmal alles gesetzt.“ Stark auch die Leistung von Robert Riedel. Der GasGas-Fahrer kommt in dieser Saison zunehmend besser in Schwung was mit Rang vier, vor seinen Markenkollegen Tristan Hanak und Yanik Spachmüller, belohnt wurde.

DEM - Klasse E1

Hier gestaltete sich die Konstellation an der Tabellenspitze vor der Zwei-Tages-Fahrt in Burg als besonders brisant. Mit Yanik Spachmüller, Edward Hübner und Andreas Beier lagen gleich drei herausragende Fahrer punktemäßig gleichauf. Doch der letztgenannte dämpfte schon vor dem Start etwas die Erwartungen. Sein schwerer Sturz war noch immer nicht ganz verdaut. „Das wurde mir jetzt während des ersten Fahrtages immer mehr bewusst. Ich habe gekämpft und gebissen, aber die Schmerzen in der Schulter wurden immer schlimmer. Ich konnte meinen Arm einfach nicht mehr ausstrecken. Das Manko habe ich versucht, mit einer anderen Körperhaltung zu kompensieren. Aber das war ein Unding, alles verkrampfte sich immer mehr, vor allem der Rücken. Ich glaube, das war´s jetzt“, zeigt sich Andreas Beier tief enttäuscht, der zwar am ersten Tag noch Punkte für den vierten Tagesrang mitnahm, aber am Folgetag dann nicht mehr antrat.

Dafür mischte sich diesmal mit Tristan Hanak ein anderer Fahrer in den Kampf um die Spitzenposition ein, der in dieser Saison bis dato noch nicht den Sprung unter die Top Drei schaffte. Doch der Lokalmatador wuchs förmlich über sich hinaus, lag vor dem letzten Test sogar auf Kurs Tagessieg. „Doch der begann irgendwie nicht so flüssig, wie die Runden zuvor. Also habe ich etwas angezogen und schon hat es geknallt. Dabei habe ich mir auch die Maschine arg demoliert“, bedauert der GasGas-Fahrer, der so noch auf den zweiten Platz zurückfiel. „Aber dennoch bin ich zufrieden, Platz zwei beim Heimrennen ist ja trotzdem mega gut.“

So ging der Tagessieg an Edward Hübner, während Yanik Spachmüller Rang drei belegte. Dadurch machte der KTM-Fahrer gleich einmal ordentlich Punkte gut und eroberte somit die alleinige Tabellenführung. „Zwar habe ich auch einmal gelegen, aber in Summe war es ein guter Tag, vor allem weil ich schön Punkte machen konnte“, so der 34-Jährige mit einem zufriedenen Grinsen. Dies wurde am Folgetag noch breiter, als er erneut als Erster den zweiten Wertungstag beendete. Zumal Tristan Hanak in der letzten Prüfung Yanik Spachmüller noch von der zweiten Position verdrängen konnte. „Und noch einmal konnte ich heute ordentlich Punkte gutmachen“, freut sich Edward Hübner, der durch seine zwei Tageserfolge die E1-Meisterschaft nun mit zehn Punkten anführt.

Entsprechend verhalten die Freude bei Yanik Spachmüller, der als Dritter an beiden Tagen dennoch auf dem Podest stand und auch im Championat ganz vorn mit dabei war. „Es hätte besser laufen können. Aber ich habe mir einfach zu viele Fehler geleistet. Am Ende war ich auch etwas zu unkonzentriert und auch etwas irritiert von der teils wirklich sehr stark zerfahrenen Strecke. Ich habe kaum noch eine Spur richtig gut getroffen, was sich letztlich auf meine Zeiten ausgewirkt hat“, so der GasGas-Fahrer.

Einen Achtungserfolg erzielte Maximilian Wills. Der Husqvarna-Fahrer kommt immer besser in Fahrt und schaffte es am zweiten Fahrtag auf Platz vier. Im Championat gelang ihm sogar der Sprung unter die besten Zehn.
 

DEM - Klasse E2

Beide Tage gewann Sherco-Fahrer Jeremy Sydow vor Tabellenführer Tilman Krause. Der KTM-Routinier baute damit dennoch seinen Vorsprung in der Meisterschaft weiter aus und liegt mittlerweile 22 Zähler vor Philipp Müller. Trotzdem war die Freude über das grundlegend gute Wochenende etwas getrübt. „Der erste Tag lief ja richtig gut, dafür hatte ich am zweiten mit extremen Schwindelanfällen zu kämpfen. Ganz komisch das alles. Dass es mit meinem Sturz vom Vortag zu tun haben könnte, kann ich mir dennoch nicht so recht vorstellen“, so Tilman Krause.

Am ersten Tag komplettierte Paul Roßbach das Podium, der sich auf die Gegebenheiten bestens einstellen konnte. „Es lief richtig gut. Ich habe meinen Rhythmus gefunden“, so der Beta-Fahrer, der auch ähnlich vielversprechend in den zweiten Tag startete. „Auch hier war ich mit dem ersten Test richtig zufrieden. Doch dann gab es auf der Etappe einen lauten Knall und der Motor war kaputt“, ärgert er sich zu recht.

So lag plötzlich Patrick Röder auf Podiumskurs, der schon am Vortag mit Rang vier eine äußerst solide Leistung ablieferte, die zudem für den Honda-Fahrer seine persönliche Bestleistung bedeutete. Doch im allerletzten Test setzte Phillip Müller zu einem echten Husarenritt an und entriss ihm auf den letzten Metern doch noch den Bronzerang um gerade einmal 2,73 Sekunden. „Ich bin gegen Ende des Tages immer besser zurechtgekommen. Da habe ich gemerkt, da geht noch etwas und bin voll auf Angriff gefahren. Das es dann sogar noch der dritte Platz geworden ist, freut mich umso mehr“, so der Beta-Fahrer ganz aus dem Süden Deutschlands, der damit in der E2 erstmalig auf dem Podium stand.

DEM - Klasse E3

Luca Fischeder bleibt in der E3 das Maß aller Dinge. Keine einzige Bestzeit gab der Sherco-Fahrer an die Konkurrenten ab. Von den Verfolgern präsentierte sich an beiden Tagen Robert Riedel am stärksten. Nach dem ersten Tag war er noch nicht ganz zufrieden. „Da hat nicht alles hundertprozentig gepasst“, wie er meint. Doch der zweite lief nahezu optimal. „Ende der ersten Runde war ich dann warm“, lacht der GasGas-Fahrer, „da habe ich dann einen wirklich guten Rhythmus gefunden. Und der vierte Platz im Championat ist natürlich auch große Klasse!“

An beiden Tagen landete Florian Görner als Dritter auf dem Podest. „Am Samstag habe ich gleich die erste Prüfung verhauen. Da habe ich mich mit meiner Fahrwerkseinstellung etwas verspekuliert. Aber an der nächsten ZK habe ich das geändert und von da an habe ich mich wesentlich wohler gefühlt und die Zeiten passten“, so der KTM-Fahrer, der noch nachschob, „meine beste Vorstellung hier in Burg. Wahrscheinlich aber auch wegen der neuen, dritten Sonderprüfung. Die hat wirklich richtig Laune gemacht!“

Erwähnenswert auch die Leistungen von Noah Wenz und Marvin Dietermann, die als jeweils einmal als Tagesvierter ihre bis dato beste Saisonleistung erzielen konnten.
 

DEM – Junioren

Was für eine Galavorstellung von Milan Schmüser! Nachdem er sich in Rehna mit dem zweiten Platz begnügen musste, brannte er in Burg ein wahres Feuerwerk ab und gewann beide Tage haushoch überlegen. Am ersten Tag betrug sein Vorsprung 1:51 Minuten, am zweiten sogar 2:15 Minuten. „Das ist einfach mein Terrain. Ich mag das technische, wenn die Strecke so richtig zerfahren ist, da fühle ich mich wohl“, umreißt der Sherco-Fahrer sein Erfolgsgeheimnis, der sich zudem noch über die Ränge zehn und neun im Championat freuen konnte. „Das war auch mein erklärtes Ziel, in die Top Ten zu fahren. Das es geklappt hat, ist natürlich riesig“, so der 19-jährige Youngster.

Jeweils Zweiter wurde Leon Thoms, der im Titelrennen empfindlich Punkte einbüßte. „Der erste Tag lief überhaupt nicht, der zweite war dann etwas besser. Aber das Terrain und die Tests sind einfach nicht so meins“, so der KTM-Fahrer, der noch seine Anerkennung für den Doppelsieger hinterher schob, „Gratulation an Milan, er ist wirklich extrem stark gefahren!“

Oskar Wolff wurde an beiden Tagen Dritter und war damit äußerst zufrieden. „Für mich ist das ein super Ergebnis, da ich den ganzen Sport aktuell wirklich nur nebenher betreibe. Ich mache gerade eine Ausbildung und zusätzlich abends noch ein Fernstudium im Bereich Holztechnik. Da bleibt für Training so gut wie keine Zeit. Selbst das Ablaufen der Prüfung wird da zur echten zeitlichen Herausforderung“, lacht der Husqvarna-Fahrer.

DMSB Enduro Cup

Dramatik pur im B-Championat! Hier sah Pascal Sadecki am ersten Fahrtag schon wie der sichere Sieger aus, als er bereits sieben der neun Sonderprüfungen als Schnellster beendete. Doch dann ereilte ihn im achten Test ein Getriebeschaden, was ihn aber nicht davon abhielt, eine weitere Bestzeit bis ins Ziel zu retten. Danach ging allerdings nichts mehr. Ein bitterer Ausfall, zumal das Motorrad nicht in der vorgeschriebenen Parc-Fermé-Schließzeit für den Folgetag wieder flott gemacht werden konnte. Damit ist der Fantic-Fahrer raus aus dem Titel-Rennen und Felix Melinkoff neuer Spitzenreiter im B-Championat, der zudem beide Tage gewinnen konnte. Am ersten lag der KTM-Fahrer vor seinen Marken-Kollegen Nic Matthias und Jeremy Nimmrich, die am zweiten ebenfalls wieder mit auf dem Treppchen standen, allerdings auf vertauschten Positionen.